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Ruhrtal wirbt ab Herbst mit Kino-Clip | Lok dampft noch einmal
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Eisenbahn-Liebhaber aus England
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Die Eisenbahn-Liebhaber reisen sogar aus England an Südwest. Der Chef guckt aus dem Fenster der P8. Das blaue Hemd von Kohle gezeichnet und die schwarze Schiebermütze ins Gesicht gezogen. Die P8 ist eine preußische Dampflok, Baujahr 1918. Und der Lokomotivführer heißt nicht Lukas, sondern Helmut Kunsebeck und ist von Beruf Richter – zur Saisoneröffnung fuhr er den Museumszug des Eisenbahnmuseums Dahlhausen zwischen Hattingen und Wengern-Ost über die Schienen. Um 9.05 Uhr zeigt "Schaffner" Christian Mann dem Lokführer am Bahnhof in Hattingen die rote Karte. Zweimal ertönt ein hohes "Tuut"-Signal, dann setzt sich die "Emma" von Dahlhausen in Bewegung. Vor dem Fenster am Platz Nummer 60 in Wagen drei ziehen Rauchschwaden vorbei. Die hellbraunen Holzbänke in der dritten Wagenklasse sind hart. Jean Gregory (70) und Monika Schaaf (51) könnten sich auch in die bequemere zweite oder sogar erste Wagenklasse setzen. Das darf man sich im Museumszug schließlich aussuchen. Die zwei sitzen trotzdem auf den harten Bänken – ihre Männer sind nämlich auch mit von der Partie. Und die wollen partout das nostalgische Eisenbahnflair in der dritten Wagenklasse genießen. Stan Gregory (72) und Alfred Schaaf (56) sind richtige Eisenbahnfans: "So eine Dampflok ist doch was ganz Besonderes – wie die sich anhört, wie das riecht, einfach toll", schwärmt Stan. Aus Maidstone in der Nähe von Dover (England) sind die Gregorys angereist – für die Fahrt mit dem Museumszug. Die beiden Ehepaare kennen sich schon viele Jahre. "Und wenn´s um Eisenbahnen und Dampfloks geht, müssen wir Frauen dann halt auch immer mit", erklärt Monika Schaaf und lacht. In einer alten Reichsbahn-Uniform kommt der Schaffner ins Abteil. "Guten Tag – die Fahrscheine, bitte", sagt Christian Mann, zückt seine Zange und locht die Fahrscheine der Gäste. Sogar das Datum wird damit auf die Karten gestempelt. "Dafür hab ich die Zange extra mit einem Kugelschreiber eingestellt", erklärt er und schiebt den ledernen "Brustwechsler", wie die Geldbörse der Bahnmitarbeiter früher genannt wurde, an die Seite. "Früher hatten die Schaffner den Wechsler direkt vor der Brust", erklärt Mann die Bezeichnung. Mit 50 km/h rattert der Zug über die 18-Kilometer-Strecke in Richtung Wengern-Ost durchs mittlere Ruhrtal. "Die Lok kann sogar 100 km/h fahren", sagt Hans-Günter Caspars. "Aber hier auf der Strecke sind bloß 50 erlaubt." Caspars kennt sich aus mit Eisenbahnen. Im Museum in Dahlhausen führt er Besucher durch die Ausstellung, erklärt etwa, was es mit Richard Trevithick auf sich hat: "Der hat die erste Dampflokomotive der Welt gebaut. 1803 war das. Und die Lok hieß ,Invicta´." Albert Gores und Hans Stimmer tragen derweil Kaffee und kleine Snacks durch die Waggons. "Mit den Einnahmen finanzieren wir die Wartung der Wagen", sagt Gores. Seit 18 Jahren gehört er mit zum Museumszug-Team. "Ich mache das gerne. Das ist doch ein schöne Abwechslung zum Alltag." Wer auch einmal mitfahren möchte, hat dazu am Ostermontag Gelegenheit: Dann pendelt der Museumszug mit der preußischen P 8 als Vorspann fünfmal zwischen Hattingen und Wengern-Ost. Los geht´ am alten Bahnhof Hattingen/Ruhr um 9.05, 11.05, 13.35, 15.35 und 17.35 Uhr, von Wengern-Ost zurück um 10.05, 12.05, 14.35, 16.35 und 18.35 Uhr. Bereits am morgigen Ostersonntag bietet der erste Dampftag der neuen Saison von 10-15 Uhr im Eisenbahnmuseum wieder die beliebten Führerstandsmitfahrten. Man kann Lokführer und Heizer über die Schulter schauen, ein Blick in die Feuerkiste gehört auch dazu. Außerdem laden die Feldbahn und die Draisine zur Fahrt durchs Museumsgelände ein. Ab S-Bahnhof-Dahlhausen fährt der historische Schienenbus im Halbstundentakt und dient als Zubringer zum Bahnhof Dahlhausen. Weitere Infos gibt´s unter Tel: 49 25 16 oder im Internet unter www.eisenbahnmuseum-bochum.de. WAZ Bochum (18.04.2003) Von Yvonne Pöppelbaum
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